Magersucht: Der Wunsch nach Schlankheit wird zur Krankheit (2025)

Ernste Essstörung

Magersucht (Anorexia nervosa) ist mehr als nur extremes Abnehmen – sie ist eine ernsthafte psychische Erkrankung mit teilweise schwerwiegenden körperlichen und seelischen Folgen. Betroffene hungern aus Angst vor Gewichtszunahme – was lebensbedrohlich sein kann!

Von Michael Kästner (Medizinredakteur) • Wissenschaftliche Prüfung: Dr. Katharina Kremser (Ärztin), Aktualisiert am

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Magersucht: Der Wunsch nach Schlankheit wird zur Krankheit (1)

Kurz zusammengefasst

Die Magersucht ist eine schwerwiegende Essstörung, bei der Betroffene ihr Körpergewicht durch stark eingeschränkte Nahrungsaufnahme oder andere Maßnahmen extrem reduzieren. Trotz Untergewicht nehmen sich Erkrankte als zu dick wahr und haben große Angst vor Gewichtszunahme. Etwa 1,4 Prozent der Frauen und 0,2 Prozent der Männer sind betroffen. Meist beginnt die Erkrankung in der Pubertät. Unbehandelt kann Magersucht zu schwerwiegenden körperlichen Schäden führen und im schlimmsten Fall tödlich enden.

Was ist Magersucht?

Magersucht, medizinisch auch als Anorexia nervosa bezeichnet, ist eine ernsthafte Essstörung, die durch selbst herbeigeführten Gewichtsverlust gekennzeichnet ist. Das zentrale Merkmal der Erkrankung ist eine verzerrte Körperwahrnehmung: Betroffene empfinden sich selbst als zu dick, selbst wenn sie objektiv betrachtet bereits deutlich untergewichtig sind.

Diese gestörte Wahrnehmung des eigenen Körperbilds führt zu einer ständigen Angst vor Gewichtszunahme. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen ist eng mit ihrem Körpergewicht und ihrer Figur verknüpft. Die Gedanken kreisen permanent um Essen, Kalorien und Gewichtskontrolle.

Fachleute unterscheiden zwei Formen von Magersucht:

  • Bei der restriktiven Anorexie schränken Betroffene ihre Nahrungsaufnahme stark ein und treiben häufig übermäßig Sport.
  • Beim Purging-Typ (von engl. „purge“ – deutsch „säubern“) nutzen Erkrankte zusätzlich Maßnahmen wie selbst herbeigeführtes Erbrechen oder Abführmittel, um Gewicht zu verlieren. Hier spricht man auch von einer Bulimie.

Wie können Sie eine Magersucht erkennen?

Eine Magersucht entwickelt sich meist schleichend.

mögliche Körperliche Anzeichen

  • Deutliches Untergewicht (BMI unter 18,5 kg/m²)
  • Ausbleiben der Periode bei Frauen
  • Ständiges Frieren und kalte Hände und Füße
  • Trockene Haut und brüchige Haare
  • Müdigkeit und Konzentrationsprobleme

Verhaltensänderungen

  • Essrituale wie sehr langsames Essen oder Kleinschneiden der Nahrung
  • vermeiden gemeinsamer Mahlzeiten mit anderen
  • übermäßige Beschäftigung mit Ernährung und Kalorien
  • exzessives Sporttreiben
  • häufiges Wiegen
  • sozialer Rückzug

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Was sind Folgen einer Magersucht?

Die Unterernährung bei Magersucht wirkt sich auf den gesamten Organismus aus. Der Körper schaltet auf "Sparflamme", um mit den wenigen verfügbaren Nährstoffen auszukommen.

Körperliche Folgen

  • Herzprobleme: verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen
  • hormonelle Veränderungen: Ausbleiben der Periode, verzögerte Pubertätsentwicklung
  • Knochenabbau mit erhöhter Bruchgefahr
  • Schwächung des Immunsystems
  • Magen-Darm-Probleme wie Verstopfung
  • bei selbst herbeigeführtem Erbrechen: Zahnschäden und Probleme mit der Speiseröhre

Psychische Begleiterscheinungen

  • anfänglich positive Gefühle von Kontrolle – später depressive Verstimmungen und erhöhte Reizbarkeit
  • zwanghaftes Verhalten
  • häufig begleitende psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen

Suizidgefahr

Die Magersucht hat unter allen psychischen Erkrankungen eine der höchsten Sterblichkeitsraten. Etwa 5% der Betroffenen sterben an den Folgen – entweder durch körperliche Komplikationen oder durch Suizid.

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Wie entsteht eine Magersucht?

Die Entstehung einer Magersucht lässt sich nicht auf einen einzelnen Faktor zurückführen. Vielmehr wirken verschiedene Ursachen zusammen. Natürlich führt keiner der genannten Faktoren zwangsläufig zur Entwicklung einer Magersucht.

Biologische Faktoren

  • genetische Veranlagung
  • ein vor der Erkrankung bestehendes Übergewicht

Psychologische Faktoren

  • Perfektionismus und hohes Kontrollbedürfnis
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen
  • belastende Lebensereignisse oder Traumata

Gesellschaftliche Einflüsse

  • Schönheitsideale, die Schlankheit überbewerten
  • Leistungsdruck und hohe Erwartungen
  • Aktivitäten (wie Leistungssport, Ballett), in denen ein niedriges Gewicht betont wird

Die Pubertät ist ein besonders kritischer Zeitpunkt für die Entstehung einer Magersucht, da hier viele körperliche Veränderungen und soziale Anpassungsprozesse zusammentreffen.

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Wie wird Magersucht behandelt?

Die Behandlung der Magersucht erfolgt durch ein Team aus verschiedenen Fachleuten: Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater arbeiten zusammen. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Heilungsaussichten.

Behandlungsformen

Es gibt verschiedene Stufen der Behandlung:

  • ambulante Therapie: regelmäßige Termine bei Fachleuten, während die Betroffenen zu Hause leben
  • teilstationäre Therapie: Behandlung tagsüber in einer Klinik, abends zu Hause
  • stationäre Therapie: vollständige Aufnahme in eine spezialisierte Klinik, besonders bei starkem Untergewicht oder schweren Komplikationen

Therapieziele und -methoden

Die Behandlung umfasst mehrere Bausteine. Die Auswahl trifft das medizinische Experten-Team.

Normalisierung des Gewichts und des Essverhaltens

  • langsame, kontrollierte Gewichtszunahme
  • Wiederherstellung eines gesunden Essverhaltens
  • Ernährungstherapie und -schulung

Psychotherapie

  • kognitive Verhaltenstherapie zur Veränderung von Denkmustern über Essen, Gewicht und Körperbild
  • Familientherapie, besonders bei jüngeren Patientinnen und Patienten
  • Bewältigung zugrunde liegender psychischer Probleme

Medizinische Überwachung

  • Kontrolle der Körperfunktionen
  • Behandlung von Mangelerscheinungen
  • medikamentöse Unterstützung (bei Bedarf)

Die Behandlung ist oft langwierig und kann mehrere Monate bis Jahre dauern. Rückfälle sind nicht selten und gehören zum Genesungsprozess. Die Nachsorge und kontinuierliche Unterstützung spielen eine wichtige Rolle für den langfristigen Erfolg.

Wo bekommt man Hilfe?

Erste Anlaufstellen bei Verdacht auf eine Magersucht können sein:

  • hausärztliche Praxis, Kinderärztin oder Kinderarzt
  • Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten
  • Spezialambulanzen für Essstörungen
  • Beratungsstellen – Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet unter www.bzga-essstoerungen.de Informationen und Kontakte zu Beratungsstellen. Auch anonyme telefonische Beratung ist möglich.

Mit professioneller Hilfe und Unterstützung durch das soziale Umfeld können viele Betroffene die Magersucht überwinden und wieder ein gesundes Verhältnis zu Essen und ihrem Körper entwickeln.

Wie können Angehörige helfen?

Für Familie und Freunde ist es oft schwierig, mit der Magersucht eines nahestehenden Menschen umzugehen. Folgende Ansätze können möglicherweise hilfreich sein:

  • Sprechen Sie Ihre Beobachtungen und Sorgen in einer ruhigen, nicht vorwurfsvollen Weise an.
  • Vermeiden Sie Kritik am Essverhalten oder Gewicht.
  • Unterstützen Sie die betroffene Person dabei, professionelle Hilfe zu suchen.
  • Informieren Sie sich über die Erkrankung.
  • Achten Sie auch auf Ihre eigenen Bedürfnisse und holen Sie sich bei Bedarf Unterstützung, etwa in Angehörigengruppen.

Bei minderjährigen Kindern tragen Eltern die Verantwortung für deren Gesundheit und sollten bei Verdacht auf eine Magersucht unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.

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